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Hinweise zur Erhaltung von Streichinstrumenten

Für die Erhaltung und Pflege von Streichinstrumenten gibt es nach meinem Wissen keine Literatur mit Vollständigkeitsanspruch. Aus Erfahrung weiß ich, daß selbst einfache Regeln sowohl nicht bekannt als auch kaum beachtet werden. Im Interesse von Werterhaltung und Schadensverhütung möchte ich mich deshalb auf wesentliche Sachverhalte beschränken.

Von alle negativen Einflüssen stehen Luftfeuchtigkeits- und Temperaturunterschiede an erster Stelle. Auf physikalische Zusammenhänge möchte ich hier nicht eingehen. Auf jeden Fall muß man beachten,daß die mit dem Instrument im Etui eingeschlossene Luft ihre relative Feuchte bei Erwärmung verringert, bei Abkühlung erhöht. Dadurch werden die dem Instrument verträglichen Werte, die zwischen 40% und 70% relativer Feuchte liegen, schnell verlassen. Folgen zu hoher Feuchte können Entleimungen oder Deformierungen des Instrumentenkörpers infolge des Saitenzuges sein. Bei zu geringer Feuchte wird dem Holz Wasser entzogen. Läuft dieser Vorgang zu rasch ab, können Risse entstehen. Hieraus ergeben sich einige Grundregeln:

  • Sonneneinstrahlung, vor allem hinter Autoscheiben, vermeiden!
  • Bei Aufbewahrung in Garderoben u.a. Heizkörper beachten!
  • Krasse Temperaturschwankungen vermeiden; für langsamen Ausgleich sorgen!
  • Vorsicht vor Scheinwerfern!
  • Instrument aus regennassem Etui umgehend befreien (,auch wegen der Verdunstungskälte)!
  • Besonders nach heißen oder kalten Tagen zu Hause (oder im Hotel) das Etui öffnen!

 

Einige Hinweise im Zusammenhang mit der Reinigung:

  • Kolophonium niemals durch Pusten, sondern stets mit einem Baumwolltuch entfernen (,welches in einer Folietüte aufbewahrt und regelmäßig entsorgt werden sollte); auch die Bogenstange abwischen!
  • Das Instrument danach insgesamt mit einem weichen Pflegetuch reinigen, insbesondere die Hand- und Körperstellen von Schweiß befreien (, auch den Bogenfrosch)!
  • Den Lack des Instrumentes möglichst nicht mit der Hand berühren; Lackreinigung und -pflege ist m.E. Sache eines Fachmannes!
  • Kinnhalter, Griffbrett und Saiten mit einem (fast trockenen) Spirituslappen reinigen! (Für Darmsaiten gibt es spezielle Reinigungsmittel.) Vom Lappen darf kein Spiritus auf das Instrument tropfen! Den Lack mit diesem Lappen nicht berühren! Von den Saiten insbesondere die Kolophoniumkrusten entfernen (Quintenreinheit)!

 

Der Steg überträgt die Schwingungen der Saiten auf den Instrumentenkörper. Diese Funktion ist komplexer Art; der Steg hat für das Instrument eine Schlüsselfunktion. Deshalb ist die Sicherung seiner Langlebigkeit durch regelmäßige Wartung besonders wichtig:

  • Beim Saitenwechsel müssen die Stegkerben mit Gleitmittel (weicher Bleistift, abgelagerte Kernseife) versehen werden!
  • Die Saiten (,welche nur mit einem Drittel ihres Umfanges in der Stegkerbe liegen sollten,) dürfen nicht eingeklemmt werden und müssen durch die Kerben gleiten können! Ist dies nicht der Fall, weil sie zu weit in der Stegoberkante versenkt sind, ist ein Fachmann aufzusuchen.
  • Die dem Saitenhalter zugewandte Seite des Steges muß (möglichst) plan bleiben. Da sich die Stegoberkante oft in Richtung des Griffbrettes bewegt, kann sich der Steg verbiegen. Um dem vorzubeugen, muß der Steg (oftmals regelmäßig) in seine ursprüngliche Stellung gebracht werden. Vorsicht!  Beim Zurückziehen des Steges die Stegoberkante nur von oben fassen! (Die Technik des Stegrichtens sollte man sich vom Fachmann zeigen lassen!) Falls die Saiten in den Stegkerben eingeklemmt sind, können dabei die Umwicklungen beschädigt werden!

 

Noch einige Hinweise, die mir wichtig erscheinen:

  • Saiten einzeln nacheinander wechseln, nicht das Instrument insgesamt entspannen! Für den Obersattel gilt das Gleiche wie für den Steg: Die Kerben müssen mit Gleitmittel versehen, die Saiten dürfen nicht eingeklemmt werden. Die Arretierung der Saiten mittes der Wirbel sollte ebenfalls fachgerecht erfolgen. Zu lange Saiten sind einzukürzen; Übereinanderwicklungen können den Wirbelkasten schwer beschädigen! Beim Saitenwechsel sollte man auch die Gleitflächen der Wirbel (mit Wirbelseife) sowie die Feinstimmerschrauben (mit Hautfett o.a.) pflegen.
  • Ist der Stimmstock, aus welchem Grund auch immer, umgefallen, ist ein Fachmann aufzusuchen. Ich habe viele Instrumente gesehen, welche durch Selbsthilfe oder auch durch Klangmanipulationen stark beschädigt wurden.
  • Beim Montieren eines Kinnhalters ist insbesondere der richtige Sitz auf der Decke zu beachten; im Zweifelsfall sollte man den Kinnhalter vom Fachmann montieren lassen. Die Kinnhalterschrauben nur so fest wie nötig anziehen! Ich habe viele Decken- und Zargenschäden repariert, welche durch unsachgemäße Kinnhaltermontage entstanden sind.
  • Risse und Entleimungen sind schnellstmöglich vom Fachmann zu reparieren! Derartige Defekte sind oft auch durch Nebengeräusche oder Stimmungsschwankungen erkennbar.
  • Der Innenraum eines Etuis ist für die Aufnahme des Instruments konzipiert, nicht jedoch zusätzlich für Noten, Saiten ect. unter oder über dem Instrument! Ein so entstehender Druck auf den Steg kann zu schweren Schäden führen.
  • Abschließend zum Kolophonium: Die Vielfalt ist unübersichtlich, viele Inhaltsstoffe sind nicht bekannt. Kolophoniumstaub kann zu Allergien führen. Man sollte möglichst wenig Kolophonium verwenden sowie ein Produkt mit nachhaltiger Wirkung und wenig Staubentwicklung wählen.